Ich wünsche Euch die Führung des Vaters, die Gnade durch den Sohn und die Erkenntnis durch den Heiligen Geist. Unserem Herrn sei Lob, Ehre und Preis für seinem himmlischen Beistand – hier und im Jenseitigen – zu unserer Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.

Kolosser 3, 1 – 3

Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen.

Galater 5, 16

Nach dem zu trachten, was droben ist, vom Geist erfüllt zu sein, vollkommen im Geist zu wandeln tut uns gut, wir fühlen uns vollständig und wir erkennen, was wichtig für uns ist.

Das klappt doch zu jeder Zeit und ununterbrochen, habe ich recht? Mitnichten.

Das Glaubensleben ist oftmals schwankend. Manchmal passiert es uns, dass wir den Fokus auf den Christus verlieren. Wir fallen zwar nicht vom Glauben ab, jedoch merken wir, dass uns weltliche Dinge plötzlich wichtiger werden.

Und dann gibt es da diese Zeiten, in denen wir den kompletten Fokus haben. Wir merken, dass Gott an unserer Seite ist, wir sind regelmäßig im Gebet und unsere Lippen hängen an der Bibel.

Doch gerade in diesen Zeiten neigen wir dazu uns ein enges Korsett religiöser Strenge anzulegen. Unser Handeln geht über das Befolgen der Gebote hinaus. Wir übergehen die Freiheit, die uns der Herr geschenkt hat. Wir flüchten uns in eine falsche Frömmigkeit, nur um diesem Gefühl der Perfektion in Christus zu entsprechen. Ich möchte Euch aber mit den Wortes des Paulus aus Kolosser 2, 20 – 22 zurufen, dass auch diese Strenge nicht zielführend ist:

Wenn ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid, weshalb lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als ob ihr noch in der Welt lebtet? »Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!« — was doch alles durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfällt — [Gebote] nach den Weisungen und Lehren der Menschen, die freilich einen Schein von Weisheit haben in selbst gewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes, [und doch] wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen.

Kolosser 2, 20 – 22

Wie sich diese Extreme anfühlen

Wir merken also, dass sich unser Glaubensleben manchmal zwischen zwei Extremen bewegt – dem fehlenden Fokus auf Christus auf der einen und der falschen religiösen Strenge auf der anderen Seite.

Wie fühlt es sich denn an, wenn wir den Fokus auf Christus verlieren? Wir bemerken es, es wird uns unangenehm, wir merken, dass etwas in unserem Leben fehlt, ja, unsere Seele schreit auf.

Und wie ist es, wenn wir merken, dass wir der Religiösität verfallen sind? Wir sind geblendet vom Licht und ziehen uns zurück. Diesen Zustand empfinden wir irgendwie als “zu viel”.

Gott stellt Leitplanken für beide Seiten auf

Beides nehmen wir als unangenehm war. Doch wer dieses unangenehme Gefühl bisher als störend empfunden hat, dem möchte ich beruhigen. Vielmehr noch: Du hast allen Grund zur Freude. Denn das ist meiner Meinung nach ein klares Indiz dafür, dass du vom Geist erfüllt bist. Ein guter Freund von mir gebraucht für dieses Gefühl den Begriff der “Leitplanke”. Gott stellt uns diese Leitplanken auf und er nutzt sie, um uns zu formen. So wie ein Rohdiamant auch erst durch den Schleifprozess rein wird. Er nutzt also das schwindende Wandeln im Geist genauso wie das Versteifen auf religiöse Strenge, um uns zu prägen. Letztendlich sind es diese Leitplanken die uns, wie auf einer Autobahn, zurück auf den Weg bringen.

Die Leitplanken sind eine Form der Schwäche.

Diese Leitplanken zeigen jedoch auch unsere menschliche Schwäche auf. Es zeigt, dass es uns Menschen schwer fällt, auf dem Weg zu bleiben, den uns unser Herr vorgibt. In diesem Moment wird uns die tragende Kraft Gottes bewusst, wir bemerken, dass wir nicht aus eigenen Stücken gerecht werden können. Man kann sogar soweit gehen und sagen, dass wir diese menschliche Schwäche fühlen, erkennen und beklagen müssen, um unserer Seele erkennen zu lassen, dass wir auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Paulus drückt es im 2. Korinther 12, 9 – 10 wie folgt aus:

Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

2. Korinther 12, 9 – 10

Wir haben das zutiefst menschliche Bedürfnis, dauerhaft auf dem richtigen Weg zu sein, immer perfekt im Geist zu wandeln und die Freiheiten zu genießen, die uns der Herr in seiner Gnade gegeben hat. Wir wollen darin dauerhafte Stärke beweisen. Doch Paulus zeigt uns, dass es eigentlich das Bewusstsein für Schwäche ist, die uns Gottes Gnade und Führung bewusst werden lässt. Wir sehnen uns danach, die Schwächen abzulegen, die Sünden hinter uns zu lassen und eines Tages perfekt im Geist zu wandeln. Liebe Glaubensgeschwister, auch wenn dieser Tag fern zu sein scheint, ja, vielleicht noch nicht mal auf Erden sein wird, so ist es mein Gebet, dass die Leitplanken für euch immer enger werden und ihr den Weg geht, den unser Herr aus Liebe und Blut gepflastert hat.

Abschließende Worte

Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Lasst uns alle, die wir gereift sind, so gesinnt sein; und wenn ihr über etwas anders denkt, so wird euch Gott auch das offenbaren. Doch wozu wir auch gelangt sein mögen, lasst uns nach derselben Richtschnur wandeln und dasselbe erstreben!

Philipper 3, 12 – 16

Die Leitplanken Gottes

Maximilian

3 – 7 Minuten Lesezeit